Zentralrat der Muslime in Deutschland e.V. |
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Mittwoch, 18.05.2011
02.04.11 Grußwort IGD zum 31. Jahrestreffen der IGD in Köln vom 03.04.2011 (Aiman Mazyek, ZMD-Vorsitzender und KRM-Sprecher)
Sehr geehrter Herr Präsident Samir Falah, meine Damen und Herren, liebe Geschwister im Islam.
Zunächst einmal wünsche ich viel Erfolg und Gottes Segen für das 31. Jahrestreffen der Islamischen Gemeinde in Deutschland (IGD).
Wir sind gerade Zeugen einer Zeitwende in der islamischen Welt geworden, deren Verlauf unumkehrbar ist und die mehr als deutlich macht, dass Islam und Demokratie miteinander einhergehen können, ja sogar müssen. Die Welt ist Zeuge geworden, wie Christen Muslime während des Freitagsgebets auf dem Tahrir-Platz vor bezahlten Schlägern schützten, und wie Muslime Christen während der Sonntagsmesse schützen. Die ägyptische Revolution lieferte uns Bilder, die nicht in das angenommene Schema von Christenverfolgung und gewalttätigen Muslimen passten. Wir dürfen aber bei aller Freude die vielen Tausend Toten und Verletzten nicht vergessen, die Opfer der brutalen Regime geworden sind, wie gerade das Beispiel Libyen deutlich zeigt.
Nicht nur die arabische Welt steht vor einem epochalen Wandel. Auch Europa hat jetzt die große Chance, verloren gegangenes Vertrauen zurück zu gewinnen. Aber das setzt voraus, dass Europa die eigenen hehren Worte nach Freiheit und Demokratie auch in ehrliche Politik umsetzt. Jahrzehntelang haben Europa und die USA mit Despoten gekungelt, während sie gleichzeitig blind waren gegenüber jenen, die wegen ihres Eintretens für universelle Werte drangsaliert und ermordet wurden.
Allen hiesigen Unkenrufen zum Trotz haben religiöse Fanatiker bei den Volksaufständen keine Rolle gespielt. Muslimische Vertreter haben stets betont, dass der Einfluss Radikaler marginal ist. Geglaubt hat man ihnen im Westen nicht. Geglaubt hat man den Diktatoren, die ihre Gewaltherrschaft mit der angeblichen islamistischen Gefahr begründeten. Geglaubt hat man so genannten Islamkritikern, die gläubigen Muslimen grundsätzlich die Fähigkeit zur Zivilgesellschaft absprechen. Nun stellt sich heraus, wie schädlich diese von Islamkritikern und einigen politischen Think Tanks geprägten Annahmen waren. Letztere mündetet nicht selten in aufgebauschten Analysen nahöstlicher Expertisen mit fatalen Folgen.
Und religiöse Gruppierungen, wie z.B die Bewegung der Muslimbrüder, werden sich dem demokratischen Wettbewerb stellen müssen. Sie werden seriöse Antworten auf die gewaltigen wirtschaftlichen und sozialen Probleme ihrer Länder geben müssen, wenn sie vor den Wählern bestehen wollen. Die Ideologisierung oder Politisierung der Religion als konzeptionelles Modell wird sich dabei als kein wirkungsloses Rezept erweisen. Die Zeiten der Ideologisierung der Religion sind – das hat die Revolution ebenso eindrucksvoll und wie für manche auch überraschend gezeigt – endgültig vorbei. Das wissen auch die Muslime Zurück nach Deutschland, meine Damen und Herren, liebe Geschwister.
Wir müssen mehr denn je darauf achten, dass kein Keil zwischen Muslime und Nicht-Muslime in unserem Lande getrieben wird. Verschiedene Anzeichen gibt es dafür: Anschläge auf Moscheen, Übergriffe auf Kopftuchtragende Muslimas, und allgemein ansteigender Islamfeindlichkeit und nicht zuletzt der Populismus der Extremisten, die im Muslim per se ein Sicherheitsrisiko sehen möchten und den „Kassenschlager“ erzkonservativer Kreise auf und behauptet der Islam gehöre nicht zu Deutschland. Abgesehen von den dagegen sprechenden historischen Fakten, sind die über 4 Mio. Muslime in Deutschland heute eine nicht mehr wegzudenkende gesellschaftliche Gruppe. Die eigentliche Frage ist doch: Ist Deutschland bereit, seinen Muslimen eine Chance zu geben, oder verweist es –ähnlich wie kruden Sarrazin-Thesen es tun– sie direkt auf die Anklagebank und geht damit einem konstruktiven Dialog aus dem Wege Auch wir Muslime sehen uns in der Verantwortung für Demokratie, und Gerechtigkeit, Menschenrechte und Freiheit einzustehen.
Dies zu tun ist ein Gebot der Stunde, um unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung zu verteidigen.. Deshalb hat der Zentralrat der Muslime Ende November Imame dazu aufgerufen, bei der Freitagspredigt auf eines jeden Muslims Pflicht hinzuweisen, sich für den gesellschaftlichen Frieden und ein gut nachbarschaftliches Miteinander einzusetzen.
Der Prophet (s.a.s.) hat einmal gesagt: „Der beste Muslim ist der, vor dem die Menschen in Sicherheit sind.“ Nach unserem Verständnis gehört es zur Bürger- und zur Muslim-pflicht, unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung zu verteidigen - auch indem wir strafrechtliche Handlungen, von welcher Seite sie auch immer begangen werden, anzuzeigen.
Deshalb haben wir auch das Projekt „Das Grundgesetz im (Migrations)-Vordergrund“, wodurch Muslimen, insbesondere Jugendlichen in den Moscheen, unser republikanisch-demokratisches Staatswesen näher gebracht werden soll. Als wir im letzten Herbst durch die Anschlagsserie auf deutsche Moscheen einerseits und die ernst zu nehmenden Terrorwarnungen andererseits die Imame und Vorsteher unserer angeschlossenen Moscheevereine und Gemeinden dazu aufriefen, die „Verteidigung unserer freiheitlichen Grundordnung“ zum Thema der Freitagspredigten zu machen, wurden wir durch die sehr positive Resonanz ermutigt diese Initiative und Arbeit fortzusetzen, die auch lobenden Erwähnung von unserem Bundespräsidenten u.a. fand. Natürlich wissen wir, dass solche Aktivitäten und Rabeiten für Extremisten hüben wie drüben – Gift sind. Sie wollen verunsichern und weiter Angst machen. Sie hoffen auf Muslime, die sich enttäuscht „vom Westen“ abwenden und den Wahnsinn der Extremisten gutheißen.
Wir sagen das nicht, weil es sich so gut anhört: Es ist die MusimPflicht in diesen stürmischen Zeiten für Sicherheit, für Verständigung für Frieden zu sorgen.. es ist der Djihad der Stunde, Menschenrechte, Freiheit und Gerechtigkeit und Demokratie sind universelle Werte, für sich es lohnt einzutreten und zu kämpfen. Unserer Geschwister in der arabischen Welt tun dies täglich, auch in der Gefahr,ihr Leben dann zu verlieren. Ihnen und diesen Werten gebührt unsere ganze Solidarität – Möge Allah (t) unserer Ummah beschützen - Amin
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