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Zentralrat der Muslime in Deutschland e.V.


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Samstag, 01.01.2000

Fremde in Deutschland - Integration der Muslime in Deutschland



„Fremde“ in Deutschland?
Integration der Muslime
in Deutschland

Teil eines am 01.01.2000 mit dem Vorsitzenden des ZMD, Dr. Nadeem Elyas, geführten dpa-Interviews zum Thema Probleme der Integration der Muslime in Deutschland

- Warum ist die Akzeptanz der Fremden in Deutschland schwieriger als in den anderen europäischen Ländern?

Dies hat zum Teil geschichtliche und geographische Gründe. Viele europäische Länder haben durch ihre geographische Lage seit Jahrhunderten unmittelbaren Kontakt mit der islamischen Welt und haben dadurch ihre Berührungsängste mit den Fremden vor allem durch den Seehandel schon früher verloren. Die Mittelmeerländer Italien, Griechenland, Südfrankreich; aber auch Portugal und England sind hier zu nennen. Hier wurde der Fremde als Handelspartner und Kunde empfunden und deshalb willkommen geheissen .

Das schwarze Geschichtskapitel des Kolonialismus führte auf der anderen Seite dazu, dass einige europäische Länder viel früher als Deutschland einen langanhaltenden intensiven Kontakt mit anderen Völkern und Kulturen erleben konnten. Dieser Kontakt ging so weit, dass die Völker der Kolonien als französische oder britische Bürger einverleibt wurden. Die Vielfalt der Fremden wurde als Teil der eignen Vielfalt umfunktioniert und deshalb nicht mehr als fremd empfunden.

Deutschland blieb hingegen relativ verschlossen und musste in den sechziger Jahren fast einen Kulturschock durch den plötzlichen Kontakt mit den Strömen der „Gastarbeiter“ erleben. Die umgetauschte Rolle der „Gäste“ gegen die der ständigen Mitbürger und eingebürgerten Deutschen wurde und wird von vielen in der deutschen Gesellschaft als nicht normal, ja als bedrohliche Vereinnahme der deutschen Gesellschaft durch die „Fremden“ empfunden. Was zu bewusster oder unbewusster Gegenwehrhaltung führte und in offenkundigen oder verdeckten Fremdenfeindlichkeiten Ausdruck fand.

- Gibt es eine bestimmte Partei, die die Interessen der Muslime besser vertritt?

Es gibt keine generelle bundesweite Deckung der Interessen der muslimischen Bevölkerung und einer bestimmten deutschen Partei. Diese Interessen decken sich mit Parteiinteressen orts- oder projektbezogen hier oder da. Bei kommunalen Angelegenheiten, wie z.B. Moscheebau und Gebetsruf, hängt es meistens
davon ab, ob die Partei die Mehrheit oder die Opposition darstellt, und ob es für die eigne Partei opportun ist, ja oder nein zu sagen. Mit anderen Worten: Wir vermissen vielerorts eine prinzipielle grundrecht- und grundgesetzorientierte Haltung der Parteien gegenüber der - noch nicht - stimmberechtigten islamischen Minderheit. Gleiches gilt für Landesangelegenheiten, wie die Einführung des islamischen Religionsunterrichts, und Bundesangelegenheiten erkennen wir oft verschiedene Haltungen derselben Partei, je nachdem, ob sie die Mehrheit oder die Opposition stellt, obwohl Notwendigkeit und Dringlichkeit von allen gepredigt wird.

- Welche Erwartungen verbinden die Muslime mit dem islamischen Religionsunterricht?

Der islamische Religionsunterricht ist auf lange Sicht eine der wichtigsten integrationsfördernden Maßnahmen. Dieser kann zur Bildung einer identitätsbewussten integrationsfähigen Generation neuer Muslime beitragen, die - islamisch begründet - keinen Widerspruch zwischen Muslimsein und Deutschsein erleben darf. Der Zentralrat fordert seit 1994 einen deutschsprachigen Bekenntnisunterricht als benotetes versetzungsrelevantes ordentliches Fach, dessen religiöse Inhalte von den Muslimen selbst definiert werden sollen. Die benötigten Lehrkräfte sollen als Pädagogen an deutschen Hochschulen ausgebildet werden. Der integrationsorientierte Inhalt soll selbstverständlich im Einklang mit dem Grundgesetz, die Durchführung des Faches unter staatlicher Aufsicht stehen. Der pädagogische Fachausschuss des Zentralrats stellte am 16. April 1999 seinen eigenen Lehrplan vor. Gemeinsam mit dem Islamrat bildete der Zentralrat eine multinationale Kommission für den islamischen Religionsunterricht (KIRU), in der alle islamischen Rechtsschulen vertreten sind.

- Erwartungen und Wünsche im neuen Jahr

Im Sinne einer harmonischen Integration der mehr als 3 Millionen Muslime in Deutschland erwarten wir die im Grundgesetz verbriefte gleiche Behandlung wie alle anderen Religionsgemeinschaften. Dazu ist ein intensives sachliches Gespräch zwischen den Behörden und den Vertretern der islamischen Spitzenorganisationen zu führen, bei dem sowohl über Strukturen und Formen der islamischen Vertretungen als auch über erste Entwürfe verbindlicher Verträge diskutiert werden sollte.

Anderseits hoffe ich, dass die Muslime, ob einzelne Personen oder Moscheegemeinden und Vereine, mehr Öffnungen an die Gesellschaft praktizieren, mehr Mut zu gemeinsamen Aktionen mit Kirchengemeinden, Synagogen, Gewerkschaften und Parteien zeigen, und dass sich manche islamische Gemeinden endlich aus ihrer Reservehaltung in die Öffentlichkeit wagen.



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