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Zentralrat der Muslime in Deutschland e.V.


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Montag, 21.04.1997

"Vom IAK zum ZMD" Rede beim ZMD-Festakt



Ansprache von Köln, 21. April 1997

Dr. Nadeem Elyas

zum Festakt des ZMD



Vor elf Jahren, im Jahre 1986, trafen sich Vertreter einiger Islamischer Verbände und Zentren im lockeren Rahmen, um eine gemeinsame Vorgehensweise beim Thema islamisches Schächten zu diskutieren. Aus dieser lockeren Begegnung ist zwei Jahre später der ”Islamische Arbeitskreis in Deutschland” entstanden, um ein weiteres, sehr wichtiges Anliegen der Muslime gemeinsam zu realisieren, nämlich die Korrektur des vom Kultusministerium-NRW einseitig eingeführten Curriculums des sog. Islamunterrichtes.

Auch wenn beide Probleme nicht zu unserer Zufriedenheit gelöst sind und uns bis heute noch beschäftigen, so war diese Begegnung segenreich - ja in aller Bescheidenheit historisch - für die Muslime in Deutschland, führte sie doch erstmalig zum institutionalisierten Zusammenschluß so verschiedener Richtungen, Gruppierungen und Denkweisen.

Niemand wagte damals die Hoffnung auszusprechen, die später mit Allahs Hilfe in Form des Zentralrats der Muslime in Deutschland wahr geworden ist, daß daraus ein beständiger fester Zusammenschluß von 19 Dachverbänden, Zentren und Vereinigungen mit mehreren hundert Moscheegemeinden wird. Es war, und ist noch, keine Selbstverständlichkeit in der realen islamischen Szene, daß Sunniten und Schiiten, Türken und Araber, Deutsche, Albaner und Bosnier organisatorisch zu einander finden und dieses mit zunehmender Harmonie und Einigkeit elf Jahre lang zur Normalität in ihrem Leben machen.

”Er ist es, der zwischen ihren Herzen Vertrautheit gestiftet hat. Wenn du alles, was auf Erden ist, (dafür) ausgegeben hättest, hättest du nicht zwischen ihnen Vertrautheit gestiftet. Aber Gott hat zwischen ihnen Vertrautheit gestiftet. Er ist mächtig und Weise.”” (Koran 8/63)

Diese Vertrautheit brachte mit der Zeit vielfältige Formen der Zusammenarbeit in Ausschüssen mit sich wie, DIWAN, dem Ausschuß zur Vereinheitlichung der islamischen Festtage, dem Pädagogischen Ausschuß, dem Ausschuß für Natur- und Tierschutz und dem Medienausschuß.

Die islamische Aktivität hat darüberhinaus eine neue Qualität bekommen. Ausgehend von der Tatsache, daß Islam und Muslime zum untrennbaren Teil dieser multikulturellen Gesellschaft geworden sind, beschäftigt sich der Zentralrat der Muslime in Deutschland längst nicht nur mit den eigenen Interessen und den internen Schwierigkeiten, sondern zunehmend mit bilateralen Kontakten mit Teilen dieser Gesellschaft, mit gemeinsamen Belangen dieser unseren gemeinsamen Gesellschaft und gar mit islamfremden Problemen anderer Teile dieser Gesellschaft.

Ausdruck dafür sind die verschiedenen Anhörungen im Deutschen Bundestag und die dabei abgegebenen islamischen Stellungnahmen zu Themen wie Hirntod, Organverpflanzung und Lebensformen des Pluralismus. Unaufgeforderte Stellungnahmen zu Themen wie Freigabe von sog. weichen Drogen, kontrollierte Abgabe von harten Drogen oder die kirchlichen Themen Streichung des Buß- und Bettages und das Kruzifix-Urteil zeigen unsere Entschlossenheit, als Teil dieser Gesellschaft Verantwortung für das Ganze mitzutragen.

Vertrauen zwischen Muslimen und Nichtmuslimen in beiden Richtungen zu schaffen, ist kein leichtes Ziel. Transparenz ist uns deshalb zum Prinzip geworden. Öffnung auf die Medien und Kontaktfreudigkeit von unserer Seite soll die anderen ermutigen, von sich aus auch auf uns zuzugehen. Daß der ZMD im Internet ist wurde von Nichtmuslimen mehr registriert und in Anspruch genommen als von den Muslimen selbst.

Die Einladung zum Gespräch beim Bundespräsidenten und die Mitwirkung des ZMD bei dem Beirat zur Überwindung von Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Gewalt, dem Vorhaben der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK),

dem Ökumenischen Vorbereitungsausschuß zur Woche der ausländischen Mitbürger,

dem Islamisch-Christlichen Arbeitskreis in Deutschland (ICA)

dem Interkulturellen Rat in Deutschland,

und dem ”Nationalen Koordinierungsausschuß” (NKA) für das Europäische Jahr gegen Rassismus

ist für uns eine ehrenvolle Aufgabe, die uns bei der Erfüllung unserer islamischen Verpflichtungen und unserer Vereinsziele behilflich ist.

Unentwegt verbinden wir mit unserer Aktivität die Hoffnung, daß das Zusammenleben andersaussehender, andersdenkender und andersgläubiger Muslime in dieser multikulturellen Gesellschaft als Teil der Normalität dieses Pluralismus akzeptiert wird. Die logische Selbstverständlichkeit, daß ein anderer Teil der pluralistischen Gesellschaft auch anders sein darf und soll, scheint einigen immer noch nicht eingeleuchtet zu sein. Daß muslimische Kinder Teile vom Koran lernen müssen, um ihr Gebet verrichten zu können, daß Muslime zur Ausübung ihrer Religion Moscheen brauchen, die als solche auch mit Kuppel und Minarett gebaut werden und daß der Gebetsruf zum Ritual des Gebetes gehört, entfacht jeden Tag eine neue Debatte, die uns fragen läßt, geht es tatsächlich um diese Sachfragen oder um die fehlende grundsätzliche Akzeptanz einer anderen Erscheinungs- und Lebensform in Deutschland?

Die Bereitschaft der Muslime, die Religionsausübung im Rahmen des Grundgesetzes dieses Landes zu gestalten und die Tatsache, daß es schätzungsweise 120 tausend deutsche Muslime gibt, scheint bei der Grundhaltung einiger keine Rolle zu spielen.

Der normale Bürger kann das Verhältnis zwischen Muslimen und Nichtmuslimen in Deutschland nicht als Teil der Normalität empfinden, solange die Muslime hier in Deutschland für jedes Ereignis in der Islamischen Welt verantwortlich gemacht werden, solange der Islam von den Medien und Verantwortlichen als eine ausländische Erscheinung behandelt wird und solange nach Erwähnung der 1,3% islamische Extremisten Bezug auf die Gesamtheit der Muslime in Deutschland genommen wird. Wie kann ein normales Verhältnis entstehen, wenn Verantwortliche des Bundesamtes für Verfassungsschutz von den muslimischen Familien verlangen, sie mögen bitte ihre Töchter ohne Kopftücher in die Schulen schicken, um ja keinen Anlaß für rassistische Ausschreitungen zu geben. Man vermißt bei dieser Stellungnahme eine entsprechende Empfehlung für Dunkelhäutige und Asiaten.

Wenn wir uns heute hier versammeln, um die Konstituierung des ZMD-Beirates zu feiern und seine Mitglieder zu ehren, so sehen wir diesen Akt als Teil unserer Bemühungen um mehr Öffnung, mehr Transparenz und mehr Vertrauen. Bei den fünf Ehrenmitgliedern, die heute den Anfang machen, und die uns mit der Annahme dieser Mitgliedschaft geehrt haben, werden wir Unterstützung und Beratung bei diesen Bemühungen holen. Besonders Frau Schimmel sind wir zu Dank verpflichtet, die trotz ihrer internationalen Verpflichtungen Zeit für ihre muslimischen Freunde in Deutschland verwenden wird. Auch die anderen Ehrenmitglieder sind den meisten von uns durch ihre Aktivitäten und Verdienste bekannt:

Es folgt Würdigung der Ehrenmitglieder mit Zusammenfassungen ihrer Lebensläufe und Überreichung der Ehrenurkunden.

Die gesamte Feier ist auf einer 3-stündigen Videocasette mit Vorträgen von Frau Prof. Schimmel, Herrn Dr. Hofmann und Dankesreden von Frau Grimm und Herrn Dr. Köhler erhältlich.



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