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Zentralrat der Muslime in Deutschland e.V.

Mittwoch, 04.09.2024


04.09.2024 Der Zentralrat der Muslime in Deutschland (ZMD) äußert große Besorgnis über den zunehmenden Rechtsruck speziell bei den Wahlen in Thüringen und Sachsen, aber auch in der Gesellschaft insgesamt. Steigender antimuslimischer Rassismus, hetzerische Rhetorik, sowie die jüngsten Entwicklungen im öffentlichen Diskurs



Mit großer Sorge beobachten wir die Ergebnisse der Wahlen in Thüringen und Sachsen, die einen deutlichen Anstieg rechtspopulistischer und rechtsextremistischer Kräfte zeigen. Diese Entwicklung bedroht nicht nur den gesellschaftlichen Zusammenhalt, sondern auch die Werte der Demokratie, Vielfalt und Toleranz, die unser Land prägen. Der ZMD steht fest an der Seite aller demokratischen Kräfte, die sich für eine offene, inklusive und friedliche Gesellschaft einsetzen.

Die Wahlergebnisse in Thüringen und Sachsen sind auch das Ergebnis rassistischer Rhetorik der AfD. Zahlreiche etablierte demokratische Parteien haben zwar immer wieder betont, eine klare Brandmauer zur AfD aufbauen zu wollen, jedoch haben sie zunehmend Teile der rassistischen Rhetorik der AfD übernommen – und damit ungewollt vor allem Wahlwerbung für die AfD betrieben.

Besonders bestürzt zeigt sich die Religionsgemeinschaft über die Veröffentlichung des jüngsten Videos des bayerischen Innenministeriums, das auf unverantwortliche Weise Ängste und Vorbehalte in der Gesellschaft schürt, indem es die vermeintliche „Salafismusfalle“ in einer Art und Weise thematisiert, die an dunkelste Zeiten der deutschen Geschichte erinnern. Anstatt in einer geeigneten Weise über die tatsächlich vorhandenen Gefahren von Radikalisierung aufzuklären und zu einem konstruktiven Dialog beizutragen, wirkt das Video in einer Zeit zunehmender Polarisierung und Misstrauens wie ein Brandbeschleuniger. Für den geneigten Konsumenten dieses Videos ist mitnichten eine Differenzierung zwischen „normalen“ Muslimen und Extremisten zu erkennen.  Vielmehr wird hier suggeriert, dass Muslime zwangsläufig extremistisch veranlagt sind oder zu Extremisten mutieren. Das Video fördert die Spaltung der Gesellschaft, anstatt Brücken zu bauen und Integration in die hiesige Gesellschaft zu fördern bzw. zu stärken. Gut gemeint ist noch lange nicht gut gemacht.Daher zeigt sich der Vorsitzende des ZMD, Abdassamad El Yazidi, erleichtert, dass am Ende die Vernunft gesiegt hat und das Video aus dem Verkehr gezogen wurde.

In der heutigen Gemengelage ist es umso wichtiger, verantwortungsvoll zu kommunizieren und auf eine Weise zu handeln, die den gesellschaftlichen Zusammenhalt fördert, anstatt ihn zu gefährden und zu spalten..

Der ZMD ruft daher alle politischen Akteure sowie die Zivilgesellschaft auf, sich gegen jede Form der Hetze und des Extremismus zu stellen – sei es religiöser oder politischer Natur – und gemeinsam für eine friedliche und gerechte Zukunft einzutreten. Den ansonsten gewinnen nur die Extremisten auf allen Seiten.

Köln, 04. September 2024 / 01. Rabi al-Awwal 1446