Freitag, 11.10.2019
11.10.2019 - ZMD zum Terroranschlag in Halle - Solidarität mit der Jüdischen Gemeinde, Sicherheit für Gotteshäuser und Bekämpfung des Rechtsextremismus
Der Vorsitzende des Zentralrat der Muslime in Deutschland (ZMD), Aiman A. Mazyek, drückte bei seinen Besuchen nach dem antisemitischen Anschlag in Halle in der Neuen Synagoge in Berlin noch am gleichen Tag und gestern in der Synagoge in Halle seine Solidarität und Anteilnahme gegenüber den jüdischen Gemeinden Deutschlands aus.„Wir lassen in diesen schweren Stunden unsere jüdischen Geschwister nicht alleine, wir halten zusammen und werden keinen Millimeter gegenüber dem rechten Terror zurückweichen“, sagte Mazyek. Er besuchte zudem gestern auch den Imbissbesitzer in Halle, wo der Terrorist einen weiteren Deutschen erschoss, nachdem er zuvor eine Frau vor der Synagoge willkürlich tötete, nachdem er nicht in die Synagoge eindringen konnte, um ein Blutbad anzurichten.
Der Terror in Halle erinnert stark an rechte Terroranschläge der jüngsten Vergangenheit in der westlichen Welt (Christchurch, Pitzburg u.a.): Symbole jüdischen bzw. muslimischen Lebens als Anschlagsziele werden gewählt, militärische Bewaffnung und Montur nebst Helmkameras für perfide Livestreams und krude Manifeste, welche nur so vor Antisemitismus und Muslimfeindlichkeit strotzen.
Heute, zum muslimischen Freitagsgebet, werden viele Muslime in den Moscheen des ZMD für die Opfer des Terroranschlages in Halle beten, zur Solidarität mit der jüdischen Gemeinde unseres Landes aufrufen und ihr Mitgefühl und Anteilnahme mit den Hinterbliebenen der Opfer Ausdruck verleihen. Hierzu sagte Mazyek weiter: „Es dürfen keine Anschläge mehr wie in Halle passieren, es dürfen nicht noch mehr Menschenleben zum Opfer des Terrors fallen. Der Staat muss sich wehrhaft zeigen, für die Sicherheit seiner Bürger sorgen, für die Sicherheit der Gotteshäuser sorgen und die Unversehrtheit aller Religionsgemeinschaften gewährleisten und schützen.“
Der ZMD bekräftigte dabei seine Forderung, dass der Staat den Schutz aller Gotteshäuser, auch der Moscheen gewährleisten muss. Mazyek weiter: „Unsere Kinder, unsere Familien und unsere Gemeinden leben in Angst. Viele gehen deshalb nicht mehr in ihre Moscheen. Allein in Halle war unsere Gemeinde mehrfach Angriffsziel von Anschlägen in den letzten Jahren, es wurde gar zweimal auf sie geschossen. In Punkto Sicherheit ist danach nichts geschehen.“ Nach dem Terroranschlag in Christchurch hat der Berliner Innensenator angeordnet, zum Freitagsgebet Polizeistreifen von den größeren Moscheen zu platzieren. „Wir haben das damals als einen ersten und wichtigen Schritt begrüßt, andere Bundesländer müssten jetzt in diese Richtung schnell nachziehen“ so Mazyek weiter. Seit Monaten bekommen Moscheen Bombendrohungen, seit Jahren steigt die Zahl der Anschläge auf Moscheen stetig, ganz zu schweigen von den Morddrohungen gegen muslimische Repräsentanten. Die erst seit zwei Jahren erfassten Daten über Vorfälle muslimfeindlicher Straftaten bestätigen dieses erschreckende Bild.
Zudem muss der Anschlag von Halle in einem globalen rechtsterroristischen Kontext eingeordnet werden. Von Andres Breiviks zweifachem Terroranschlag in Oslo, über den Anschlag auf die Al-Nur-Moschee in Christchurch, den Anschlag auf die Synagoge in Pittsburgh, den in Poway auf ein Einkaufzentrum in Al-Paso, wo der Täter ein krudes antimuslimisches Manifest hinterließ bis zu dem versuchten Terroranschlag auf die Moschee in Oslo nach dem Vorbild Neuseelands und den rechtsextremistischen Mord an Kassels Politiker Lübcke.
„Wer dies leugnet, handelt nicht grob fahrlässig, sondern vorsätzlich. Halle ist eine Katastrophe mit lange vorangegangen Ansagen: Dem ‚NaziSpeech‘ im bürgerlichen Gewande, dem vorherrschenden Antisemitismus und der Muslimfeindlichkeit, dem Rassismus gepaart mit rechtsextremistischer Gewalt. Dies muss nun spätestens nach Halle allen klar sein“, so der Zentralratsvorsitzende abschließend.
Berlin, 11.10.2019