22.06.2016 Rede anlässlich des gemeinsamen Iftars von ZMD und VAE in Berlin - Aiman Mazyek (es gilt das gesprochene Wort)
Bismillahirahmanirahim – Im Namen Gottes, des Allerbarmers, des Barmherzigen
Sehr geehrter Herr Bundesminister Sigmar Gabriel, sehr geehrter Botschafter der VAE, Ali Abdulla Alahmed, sehr geehrte Bundes- und Landtagsabgeordnete, verehrte Repräsentanten der christlichen und muslimischen Religionsgemeinschaften, allen voran Bischof Dröge, meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Geschwister im Islam und liebe Mitglieder und lieber Vorstand des ZMD, ich darf Ihnen allen den islamischen Friedensgruß entbieten - Assalamu aleikum, und wünsche Ihnen Ramadan Mubarak (gesegneten Ramadan).
Die Tatsache, dass wir als ZMD und die Vereinigen Arabischen Emiraten (VAE) gemeinsam unser Fastenbrechen Iftar heute begehen, drückt unsere Verbundenheit zu ihnen, zur islamischen Welt aus und gleichzeitig die Verbundenheit der VAE zu Deutschland, welches wir als deutsche Religionsgemeinschaften längst als unseren Lebensmittelpunkt betrachten.
Infolgedessen ist es nicht mehr verwunderlich, wenn die deutsche Religionsgemeinschaft „Zentralrat der Muslime in Deutschland“ kurz vor der Diskussion um die Änderung der Präambel der Schleswig-Holsteinischen Verfassung vom Parlament befragt wird, um darin seine Expertise abzugeben. Darin begrüßen wir die vorgesehene Änderung der Präambel der Landesverfassung sehr. Als Muslime ist für uns ebenso wie für andere religiöse Menschen der Bezug auf Gott als handlungsleitend für die Verantwortungsübernahme in Staat und Gesellschaft sehr wichtig. Auch unterstützen wir in diesem Präambeltext, dass er implizit die Gleichberechtigung aller Religionen verlangt. Für die Politik heißt das wiederum, was in vielen Bundesländern jetzt auch angegangen wird: Gestehen Sie den muslimischen Religionsgemeinschaften das vom Grundgesetz verbriefte Recht des körperschaftlichen Status zu, den die christlichen Kirchen und jüdische Gemeinden dort bereits seit Generationen für sich als selbstverständlich erachte. Schaffen wir so die Bedingungen, dass Muslime vom Kindergarten über Schule und Hochschule, bis hin zu den Altenheimen und der Totenbestattung in gleicher Weise wie Christen, Juden, Anders- und auch Nichtgläubige ihre weltanschaulichen Vorstellungen im Rahmen unserer Verfassung ausleben und den Ritualen ihres Glaubens gemäß vollziehen können. Vieles ist hierbei schon auf dem Weg gebracht worden. Vieles liegt noch vor uns, und wir dürfen in Zukunft bei den Anstrengungen nicht nachlassen. Der Schlüssel zur Integration ist gleichsam der Schlüssel zur Demokratie, nämlich Teilhabe.
Wir begrüßen in diesem Zusammenhang, dass erstmals der Bund uns in den Bereichen Flüchtlingshilfe und Präventionsarbeit durch verschiedene Ressorts der Bundesregierung unterstützt. Angesichts der großen Herausforderung und des Umfangs der Arbeit, und angesichts der Arbeit, die unsere Ehrenamtlichen und noch viel zu wenigen Hauptamtlichen als Integrationslotsen, als Kulturdolmetscher und Jugendarbeiter leisten, ist in Zukunft aber weitaus mehr Unterstützung notwendig. Denn was oft übersehen wird, gerade viele Moscheegemeinden leisten seit langem bei der Integration und Prävention einen unverzichtbaren Beitrag in unserem Land.
Exzellenzen, meine Damen und Herren. Letztes Wochenende sind zigtausende Menschen bundesweit auf die Straße gegangen und haben sich die Hände gereicht, um ein Zeichen gegen Rassismus und für Toleranz zu setzen. Bei dieser wichtigen Aktion war auch der ZMD mit seinen Gemeinden vor Ort vertreten, um unter anderem gemeinsam Kirche, Synagoge und Moschee zu verbinden. Wir begrüßen dabei den kürzlich gestarteten Aufruf des SPD-Vorsitzenden Sigmar Gabriel für ein „Bündnis aller progressiven Kräfte gegen Rechts“, dass sich für ein weltoffenes Deutschland, für Toleranz und Freiheit einsetzt.
In meiner Rede in Hamburg am Sonntag bei der Kundgebung „Menschenkette gegen Rassismus“ entgegnete ich den Rechtsextremisten und Populisten, dass sie am Ende nicht obsiegen werden. Die Versöhnung wird am Ende die Oberhand gewinnen, wir werden es zu verhindern wissen, dass ein Ihr und Wir unsere Gesellschaften spaltet und zwischen den Gruppen und Religionsgemeinschaften ein Klima der Angst und des Unfriedens schafft. Denn Mitgefühl, das macht uns als Mensch aus, das bewahrt uns unsere Menschlichkeit, egal welchen Glauben wir haben oder ob wir keinen Glauben haben.
Lasst uns also Mitgefühl, Solidarität, Nächstenliebe und Barmherzigkeit – gerade in der Fastenzeit im Ramadan, der Zeit der Läuterung und Besinnung auf den Glauben - weiterhin für die vielen Flüchtlinge in Deutschland zeigen, für die Unterdrückten und Diskriminierten, für die vielen hungernden Kinder auf der Welt, für die Eltern, deren Kinder vor ihren Augen auf der Flucht im Mittelmehr ertrunken sind, für die abertausenden Getöteten und Gefolterten in Syrien und anderswo auf der Welt.
Wir zeigen Mitgefühl und Solidarität für die Opfer der Kriege, der Terroranschläge und Attentate auf dieser Welt. Und wir schwören nicht Rache, sondern sagen: Kehrt in euch, grabt eure Menschlichkeit, die in euren Herzen verschollen zu sein scheint wieder hervor und kehrt um vom Weg des Hasses, der Verachtung und Gewalt, bevor es zu spät ist.
Der Gesandte Allahs - Segen und Frieden auf ihm sagte zu seinen Gefährten: „Meine Gefährten! Soll ich euch etwas Tugendhafteres als das zusätzliche freiwillige Fasten, Almosen verteilen und das Gebet verrichten nennen?“ Daraufhin sagten seine Gefährten: „Ja, Gesandter Gottes.“ Der Prophet sagte: „Zwei Gläubige, die verfeindet sind, zu versöhnen.
Angesichts des unendlichen Leides im Nahen Osten, der Kriege und Verwüstungen und des Todes ist dies mehr als eine Ermahnung, es ist eine Verpflichtung, und wir sehen, wie schändlich, wie schmerzhaft es ist, wenn gegen dieses Gebot verstoßen wird.
Deswegen ist es umso wichtiger, dass wir in unserem Land, wo Frieden und Rechtstaatlichkeit waltet, dankbar sind und alles daransetzen, dass es in anderen Teilen der Welt, wo Ungerechtigkeit und Krieg herrscht, wir uns dagegen stellen.
Allahs Gesandter hat gesagt: „ihr werdet nicht in das Paradies einkehren, ehe ihr nicht barmherzig zu euresgleichen seid“. Die Gefährten entgegneten selbstgewiss, ´wir sind doch barmherzig zu Unseresgleichen´. Darauf sprach der Prophet die folgenden Worte und wiederholte sie dreimal hintereinander: “Nein, ich meine nicht nur zu Euresgleichen, sondern zu ALLEN MENSCHEN.
So lasst uns dieses schöne Vorbild nachahmen! Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.