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Zentralrat der Muslime in Deutschland e.V.

Montag, 20.06.2016


19.06.2016 Rede des Vorstandsvorsitzenden Aiman Mazyek anlässlich der bundesweiten Aktion "Menschenketten gegen Rassismus"



Dieses Wochenende sind knapp 50.000 Menschen bundesweit auf die Straße gegangen und haben sich die Hände gereicht, um ein Zeichen gegen Rassismus und für Toleranz zu setzen.
Natürlich war bei dieser wichtigen Aktion auch der ZMD vertreten, um unteranderem gemeinsam mit Kirche und Synagoge lautstark das Zusammenhalten der Religionen im Kampf gegen Rassismus und Diskriminierung deutlich zu machen. Der Vereinsvorsitzende Aiman Mazyek hielt am Sonntag in Hamburg eine der Reden, um auf Signifikanz des Zusammenhaltes der Religionen sowie der gesamten Gesellschaft hinzuweisen.

Hier gehts zum Video, Rede von Aiman Mazyek
Die Rede zum Nachlesen..

Liebe Demonstranten, liebe Bürgerinnen und Bürger Hamburgs,
heute ist wahrlich ein guter und wichtiger Tag für uns alle. Gegenwärtig gehen in unsere Städte Abertausende auf die Straße – „Hand in Hand“ und demonstrieren für ein friedliches, weltoffenes Deutschland gegen Rassismus, gegen Hass und Gewalt. In Leipzig, Bochum, München und Berlin, aber auch in vielen anderen Städten hat sich ein breites Bündnis zu dieser Menschenkette des Friedens und der Versöhnung zusammengeschlossen. Den Organisatoren und uns Mitveranstaltern, worunter auch viele Muslime sind, sage ich heute: Ich bin stolz auf Euch, dass ihr so stark mitwirkt!

Und den Teilnehmern im Besonderen, allen voran den Hamburgerinnen rufe ich zu: Ihr seid großartig, dass ihr die Hand des Friedens, des Salam, des Shalom weit ausgestreckt hält.

Ich komme gerade aus Berlin, dort hat sich eine Menschenkette von der Synagoge, über die Kirche bis zu Moschee gebildet – so wie das heute auch hier der Fall sein wird. Die Berliner reichen uns die Hände und die Herzen des Friedens und Versöhnung und wir reichen ihnen unsere Hände und Herzens des Friedens und Versöhnung, und wir alles sagen klar: Keine Toleranz der Intoleranz. Kein Hass und Menschenfeindlichkeit auf unseren Straßen und im Netz. Nein zu Antisemitismus. Nein zum antimuslimischen Rassismus!

Wir stehen hier und heute zusammen, weil wir Mitgefühl zeigen für die vielen Menschen auf der Welt, die vor Krieg, Verfolgung und Hunger flüchten oder bereits gestorben sind. Lieber Mitstreiterinnen, Mitgefühl – dass soll, wenn es nach den Willen der Extremisten geht, wenn es nach den Willen der Rechten und menschenverachtenden Demagogen geht - ein Makel sein! Das ist absurd.

Denn, Mitgefühl, das macht uns als Mensch aus, das bewahrt uns unsere Menschlichkeit, egal welchen Glauben wir haben oder ob wir keinen Glauben haben. Lasst uns also Mitgefühl, Solidarität, Nächstenliebe und Barmherzigkeit weiterhin für die vielen Flüchtlinge in Deutschland zeigen, für die Unterdrückten und Diskriminierten, für die vielen hungernden Kinder auf der Welt, für die Eltern, deren Kinder vor ihren Augen auf der Flucht im Mittelmehr ertrunken sind, für die Abertausenden Getöteten und Gefolterten in Syrien und anderswo auf der Welt. Wir zeigen Mitgefühl und Solidarität für die Opfer der Kriege, der Terroranschläge und Attentate auf dieser Welt. Und, wir schwören nicht Rache und Vergeltung, sondern sagen: Kehrt ein, grabt eure Menschlichkeit, die in euren Herzen verschollen zu sein scheint wieder hervor und kehrt um vom Weg des Hasses, der Verachtung und Gewalt, bevor es zu spät ist.

Wir entgegnen all den Extremisten und Kriegstreibern: Ihr werdet am Ende nicht obsiegen. Die Versöhnung wird am Ende die Oberhand gewinnen, Wir werden es zu verhindern wissen, dass ihr und unserer Gesellschaften spaltet und zwischen den Gruppen und Religionsgemeinschaften ein Klima der Angst und des Unfriedens stiftet. Denn Hass und die Verachtung, das ist eurer Nährboden und Geschäft, das ist die Spirale der Gewalt, die sich dann weiter dreht durch noch mehr Waffen, so dass noch mehr Mütter ihre Töchter und Söhne beweinen, weil wieder irgendein Wahnsinniger im Namen eine Ideologie einen Anschlag verübte oder das wieder ein Flüchtlingsheim, eine Moschee oder eine Synagoge angegriffen wird.

Liebe Demonstranten, liebe Mitstreiterinnen , wer eine Kirche angreift, so ist es, als ob er uns alle angegriffen hat. Wer ein Anschlag auf eine Synagoge verübt, der hat einen Anschlag auf uns ausgeführt. Wenn die Rechtextreme und Rechtspopulisten die Muslime existentiell angreifen, dann greifen sie alle Religionen an, dann greifen sie Deutschland und unser Verfassung an. Und wir alle, die hier heute stehen, wir werden das zu verhindern wissen, wir sind die Verteidiger und Botschafter der freiheitlichen und demokratischen Grundwerte in unserem Land.

Liebe Hambugerinnen und Hamburger. Jeder Mensch in einzigartig, jeder Mensch hat eine Würde, die zu schützen unser Grundgesetz uns auferlegt, ja die uns Muslime der Koran ebenso auferlegt hat, sie zu schützen. Es gibt also keinen Grund vor dieser Verantwortung zu flüchten.

Und wenn Menschen, weil sie eine andere Hautfarbe, eine andere Religion, oder weil sie homosexuell sind mit dem Leben bedroht, diskriminiert oder gar wie in den USA geschehen, getötet werden, dann stellen wir uns quer, als Muslime allemal; dann stellen wir uns schützend vor ihnen und werden die Freiheit verteidigen, dann werden wir die Würde des Menschen und damit unsere Würde mit allen rechtstaatlichen Mitteln, die uns zu Gebote stehen, schützen. Ich danke Euch und Ihnen für die Aufmerksamkeit.