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Zentralrat der Muslime in Deutschland e.V.


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Samstag, 04.10.2003

03.10.03 Für eine Kultur der Solidarität - Vorsitzender des ZMD Dr. Nadeem Elyas zum Tag der Deutschen Einheit



Votum des Vorsitzenden des ZMD Dr. Nadeem Elyas bei der interreligiösen Feier des Interkulturellen Rats anlässlich des Tages der Deutschen Einheit
Dortmund, 2. Oktober 2003

Solidarität unter den Menschen walten zu lassen, ist eine allgemeine Tugend, ein Bestandteil des weit anerkannten Weltethos, ein Hauptanliegen aller Botschaften und Religionen. „Ich will bloß Besserung ..“ sagt der Prophet Shu´aib zu seinem Volk nach dem Wortlaut des Korans, „Ich will bloß Besserung, soweit es in meiner Macht steht.“ Macht braucht man, um verbessern zu können. Der Wille zum Einsatz, Gewicht und Ansehen helfen beim Helfen, lassen eher erwarten, dass dieses solidarische Handeln Besserung bring und Früchte trägt.

Wir Gläubige sind nicht nur der festen Überzeugung, dass solidarisches Handeln eine menschliche und zugleich eine religiöse Pflicht ist, wir sind auch der festen Überzeugung, dass jeder Einsatz, so klein er auch sein mag, sich lohnt und am Jüngsten Tag belohnt wird.
„Die Wohlhabenden werden besser belohnt!“ sagten die Gefährten zum Gesandten Muhammad, Friede sei mit ihm, „Die Wohlhabenden werden besser belohnt. Sie beten, wie wir beten. Sie fasten, wie wir fasten. Und sie geben Almosen aus den Überschüssen ihres Vermögens, was wir nicht tun können!“ Der Gesandte sagte: „Hat euch Gott nicht doch einiges gegeben, womit ihr Seine Belohnung verdienen könnt! Ruft zum Guten auf, wendet das Böse ab, beseitigt den Unrat vom Wege der Menschen, schlichtet in Gerechtigkeit zwischen zwei Streitenden, helft jemandem auf sein Reittier, sagt geziemende Worte, begegnet euch mit freundlichem Gesicht. All das gilt als Almosen und wird belohnt.“ „Verachte nicht die kleinste Kleinigkeit einer guten Tat, sei es auch nur, dass du deinem Mitmenschen mit einem fröhlichen Gesicht begegnest!“

Meine Damen und Herren,
das fröhliche Gesicht kann Schmerzen lindern, Mut zusprechen. Allein kann es jedoch nicht das Leid beseitigen. Leidende brauchen mehr an Solidarität und Hilfe. Tatkräftige praktische Solidarität sollte als Recht all derer gelten, die sie in unserer Gesellschaft und in unserer gemeinsamen Welt brauchen:
Analphabeten, Arbeitslose, überschuldete Familien, allein erziehende allein gelassene Frauen, entmündigte unterdrückte Mädchen und Frauen, eingeschleppte als Sexware verkaufte Menschen, missbrauchte Kinder, vertriebene Opfer der politischen und der wirtschaftlichen Diktatur, Millionen, die in der Welt unter der Grenze des Existenzminimums leben, überschuldete Völker, verfolgte religiöse und ethnische Minderheiten, entmündigte und entrechtete Völker unter der Herrschaft der totalitären Machthaber, ... all die und viele unserer Schwestern und Brüder in der Menschheit haben Anrecht auf unsere Solidarität. Wie oft verweigern wir ihnen dieses ihr Recht!

Der Tag der Deutschen Einheit ist gleichzeitig der bundesweite Tag des Flüchtlings. Viele prominente Persönlichkeiten in unserer Gesellschaft unterstützten aus diesem Anlass in einem Aufruf die Forderung von PRO ASYL nach Bleiberecht für langjährig Geduldete. Auch wir im Zentralrat sagen: Wer lange hier lebt, muss aus humanitären Gründen bleiben dürfen. Gegen die Existenz dieser Schwächsten der Schwachen in unserer Gesellschaft darf sich die Härte des Gesetzes und der Politiker nicht entladen.

Der Tag der Deutschen Einheit ist aber auch der bundesweite Tag der offenen Moschee. Einheit, innere Sicherheit, soziale Verbundenheit und gesellschaftlichen Zusammenhalt wollen wir damit demonstrieren. Auch dazu gehört Solidarität, zu der wir uns in Richtung der Schwachen in unserer Gesellschaft verpflichten, soweit dies in unserer Macht und im Rahmen unserer bescheidenen Möglichkeiten steht. Es gehört genauso dazu die Solidarität der anderen mit der muslimischen Bevölkerung, auf die wir zählen, zählen dürfen.

Allzu oft mussten wir erfahren, dass Recht haben und Recht bekommen zweierlei Sachen sind. Grundgesetzliche Rechte und höchstrichterliche Urteile des Bundesverfassungsgerichts sind eine Sache, die Beachtung und die Umsetzung derselben durch Beamte und Politiker eine andere. Die Umsetzung des Schächturteils ließ uns das schmerzhaft spüren.
Die Kritik des Bundesverfassungsgerichts an die Exekutive, Grundrechte kopftuchtragender Lehrerinnen ohne gesetzliche Grundlage beschnitten zu haben, und seine Anregung, eine für alle Beteiligten annehmbare durch Gesetze und nach einer gesellschaftlichen Auseinandersetzung zu erzielen, wird am gleichen Tag von der Ankündigung mancher Bundesländer abgeschmettert, verbietende Gesetze erlassen zu wollen.
Noch verletzender ist die entfachte hitzige polemische Diskussion, die diesen emanzipierten integrierten Frauen Rückständigkeit, Fanatismus, Missbrauch der eigenen Religion für politische Zwecke, Missbrauch der Schule für missionarische Ziele, den Willen zur Abschottung, Unerlegenheit unter dem Druck der Ehemänner und der Familien, u.s.w. unterstellt. Deshalb wollen einige zur guten Tat schreiten und diese armen Frauen vom Kopftuch befreien!

Solidarisches Handeln sollte sich hier zumindest darin zeigen, dass man diese Frauen und die Muslime im Allgemeinen dabei unterstützt, ihre Position erst mal in einer sachlichen Atmosphäre deutlich zu machen, die Chance zu haben, sich zu verteidigen und für sachliche Klärung zu sorgen.
Wir sollten uns alle berufen fühlen, zu verhindern, dass Dialog durch Populismus ersetzt wird und dass Lösungen gesellschaftlicher Probleme durch einseitige Entscheidungen verhindert werden.

Meine Damen und Herren,
gesellschaftliches Miteinander basiert auf Geben und Nehmen, Solidarität auch. Dies ist uns Muslimen bewusst. Wir verpflichten uns zu solidarischem Handeln und sind bereit, unseren Beitrag dazu in Zusammenarbeit mit allen Gesellschaftsgruppen zu leisten, und zwar nicht nur durch die Begegnung mit einem freundlichen Gesicht!


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