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Zentralrat der Muslime in Deutschland e.V.

Samstag, 18.07.2009


11.07.09 Rede von Aiman A. Mazyek, Generalsekretär des Zentralrates der Muslimen in Deutschland (ZMD), anlässlich der Trauerfeier von Marwa El-Sherbini (1977- 2009) vor über 1500 Bürgerinnen und Bürgern Dresdens am 11.07.09 am Rathaus



Liebe Dresdnerinnen und Dresdner, lieber KRM-Sprecher Ayyub Köhler, lieber SPD-Vorsitzender Franz Müntefering, sehr geehrte Wissenschaftsministerin Frau Stange und Herr Justizminister Mackenroth.

Es ist gut, dass Sie alle heute gekommen sind. Sie setzen damit eindrucksvoll ein Zeichen und machen deutlich, dass Rassismus jeglicher Art in unserem Lande keine Chance haben darf, dass Extremismus jeglicher Couleur bei uns in Deutschland keinen Platz hat.

Für die meisten Muslime, aber wahrscheinlich für alle heute Anwesenden drücke ich unseren Schmerz, unsere Trauer und unsere Bestürzung über die Ermordung unserer Glaubensschwester Marwa El-Sherbini aus. Möge Gott sie in Seiner Barmherzigkeit aufnehmen.

Marwa ist gestorben für unser Recht und für unsere Freiheit in unserem Land. Sie duldete die islamfeindlichen und frauenfeindlichen Angriffe des NPD-Symphatisanten und Täters nicht und rief unseren Rechtsstaat, unsere Gerichte an: Ein vorbildlicher Akt der Zivilcourage. Sie ist auf diesem Weg ermordet worden.

Es gilt nun, die uneingeschränkte Freiheit des Glaubens in unserem Grundgesetz zu verteidigen. Dazu zählt auch das religiöse Tragen eines Kopftuches, das der Mörder wohl zum Anlass nahm, islamfeindlich gegenüber Marwa vorzugehen.

Lieber Bürgerinnen und Bürger,
es hilft kein Verdrängen und kein Vergessen: Seit Jahren leiden die Muslime in Deutschland unter der Islamfeindlichkeit, die bisweilen offen aber meist verdeckt vorzufinden ist.
Mit dem Mord an Marwa hat das Ganze nun eine neue Dimension erhalten.
Und damit es auch hier klar ist: Deutschland ist nicht islamfeindlich, aber es gibt islamfeindliche Auswüchse in unserer Gesellschaft.

Muslime sind willens und möchten in Deutschland leben. Ich appelliere an uns alle, an die da draußen, die uns zusehen und zuhören und an die Muslime selber: Tut alles in Eure Macht, damit das auch so bleibt!
Lasst Euch nicht vom Hass und von der Zwietracht anstecken, die offenkundig den Mörder von Marwa getrieben hat. Lasst die schreckliche Saat der Extremisten jeglicher Couleur nicht aufgehen, denn dann haben sie schon gewonnen.

Haltet Schweigeminuten und Mahnwachen ab, haltet sie friedlich ab. So oder ähnlich hätte es Marwa von Euch heute verwartet, wenn sie noch am Leben wäre. Gestern haben in den meisten Moscheen Deutschlands die Muslime für sie gebetet und Bittgebete für die Familie der Verstorbene gesprochen.

Liebe Dresdnerinnen und Dresdener, meine Damen und Herren,
wir begrüßen, dass die Kanzlerin und der Außenminister gestern sich erstmals direkt zum Fall äußerten. Das war sehr wichtig. Eine große und wichtige Geste wäre es nun, wenn Frau Merkel sich direkt an die über 4 Mio Muslime wenden würde und den brutalen und rassistischen Mord verurteilt und damit auch noch weiter gesellschaftlich ächten würde.

Jetzt in den schweren Stunden sollen wir den Schulterschluss wagen und gemeinsam gegen Antisemitismus, Fremden- und Islamfeindlichkeit und damit Menschenverachtung kämpfen!
Liebe Bürgerinnen und Bürger von Dresden, wir danken Ihnen für Ihr Kommen und dafür, dass Sie sich eindrucksvoll gegen diese Form der Menschenverachtung stemmen und verwahren.