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Zentralrat der Muslime in Deutschland e.V.


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Montag, 25.01.1999

Wie fremd ist mir mein Bruder?



Grußwort des Vorsitzenden
des Zentralrats der Muslime in Deutschland
Dr. Nadeem Elyas
Auftaktveranstaltung des Projekts “Lade deine Nachbarn ein”
Frankfurt/M. 25. Januar 1999

Lade deine Nachbarn ein! ... eine längst fällige Aufforderung im Angesicht der immer noch versäumten Chance, die große Vielfalt an Kulturen, Religionen, Sprachen und Traditionen in unserer Gesellschaft auszunutzen und diese Vielfalt kennenzulernen.

Lade deine Nachbarn ein! ... und besuche sie, so wirst du nicht nur die anderen kennenlernen, du wirst vor allem dich selbst besser kennen. Unbekanntes und Ungeahntes an Menschlichkeit, Gesprächs- und Hilfsbereitschaft werden beide Seiten bei sich entdecken und ihre Nachbarschaft - hoffentlich - menschlicher gestalten.

Lade deine Nachbarn ein! Dazu rufen Juden, Christen und Muslime auf. Von wem könnte dieser Aufruf besser und effektiver kommen, wenn nicht von den Vertretern der Offenbarungsreligionen, gehört doch das Gebot der Nächstenliebe bei ihnen allen zu den elementaren Inhalten ihrer Überzeugungen?! Von wem sonst sollten die Grenzen der Angst vor dem Fremden überwunden und die Feindschaft gegen den anderen bekämpft werden?!

Lade deine Nachbarn ein! Dazu ruft die Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in Deutschland, der Zentralrat der Juden in Deutschland und der Zentralrat der Muslime in Deutschland auf im Rahmen des Vorhabens zur Überwindung von Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Gewalt.

Ein gemeinsames Anliegen aller Religionen.

Wie die anderen Offenbarungsreligionen bekämpft der Islam Diskriminierung jeder Art und kennt weder Bevorzugung aufgrund der Abstammung noch aufgrund irgendwelcher anderen ähnlichen Maßstäbe:

»O ihr Menschen, fürchtet euren Herrn, Der euch aus einem einzigen Wesen schuf, und aus ihm schuf Er seine Gattin und ließ aus beiden viele Männer und Frauen sich ausbreiten.« (4/1)
»Der Angesehenste von euch bei Gott, das ist der Gottesfürchtigste von euch.«(49/13)
Maßstab und Bewertung aller Menschen ist nicht Abstammung, Zugehörigkeit zu einem Volk oder einer Rasse, sondern das Werk eines Menschen, das ihn zu einem besseren oder schlechteren Menschen macht.

Kein Muslim, der sich rassistisch verhält, kann sich deshalb auf den Islam berufen und bei ihm Rechtfertigung für irgendeine diskriminierende Handlung suchen.

Die Muslime sind in den wenigsten Fällen in Sachen Diskriminierung und Rassismus die Täter, vielmehr sind sie Opfer solcher Handlungen. Verbriefte Grundrechte in allen Landesverfassungen und im Grundgesetz unseres Landes werden Tag für Tag in Bezug auf die Muslime mißachtet. Prinzipien der Gleichbehandlung und Gleichstellung finden in vielen Bereichen keine Anwendung, wenn es sich um die islamische Religionsgemeinschaft handelt. Offenkundige und verdeckte Diskriminierungen besonders muslimischer Frauen gehören zum Alltag. Anliegen der muslimischen Gemeinden, wie Moscheebau, Gebetsruf und islamischer Religionsunterricht werden von Behörden und Kommunalpolitikern "legal" mit allen Tricks und Ausreden verhindert. Grundrechte der Muslime werden Parteiinteressen und Wahltaktiken geopfert.

Gerade deshalb wird jeder wahrer Muslim ein Helfer und Mitstreiter bei jeder Aktion zur Überwindung von Rassismus, Fremdenhaß und Gewalt sein.

Religionsgemeinschaften können gemeinsam einiges zur Bekämpfung solcher Mißstände bewegen, verfügen sie doch bei ihren Anhängern über ein großes Kapital an Vertrauenswürdigkeit und Akzeptanz und haben einen großen Schatz der Weisheit und des Wissens. Es gilt durch solche Projekte wie “Lade deine Nachbarn ein” diese Möglichkeit zum Wohle aller auszunutzen.

“Entbiete den Friedensgruß jedem, den du kennst und den du nicht kennst!” empfiehlt uns Muslimen der Prophet Muhammad -Friede sei mit ihm.

Auch dies ist eine Einladung und Aufforderung zu einem besseren Umgang miteinander, der wir Muslime gern gefolgt sind.

Der Zentralrat der Muslime in Deutschland rief den Tag der Deutschen Einheit bundesweit zum Tag der offenen Moschee aus. Tausend Moscheen öffneten ihre Tore und luden ihre Nachbarn am 3. und 4, Oktober vorigen Jahres ein und empfingen ca. 70.000 nichtmuslimische Gäste in den eigenen Räumen.

Wir wollen uns nicht nur für diese Bereitschaft unserer Mitbürger bedanken, wir sind auch entschlossen, ähnliche Projekte - und hier besonders das Projekt “Lade deine Nachbarn ein” - mit aller Kraft zu unterstützen.

Ein besserer Umgang miteinander, ein besserer Umgang mit jedermann in jeder Stadt und in jedem Land ist das Gebot all unserer Religionen.

Ist dies nicht unsere gemeinsame Stadt?
Ist dies nicht unser gemeinsames Land?
Ist dies nicht unsere gemeinsame Zukunft?

Laßt uns unsere Gesellschaft gemeinsam gestalten!
Laßt uns, Juden, Christen und Muslime ... Buddhisten und Hindus ... Gläubige und Atheisten unsere gemeinsame Zukunft bauen!

Wie fremd ist mir mein Bruder?

Eine Frage, die wir uns täglich stellen sollten, so paradox sie auch klingen mag, auf daß sie uns allen hilft, einen Teil unserer eigenen Fremdenfeindlichkeit zu überwinden und unsere nicht wahrgenommenen Rassismen zu bekämpfen.

Gehören wir nicht doch zu einer Familie?
Haben wir Menschen nicht alle dieselben Eltern?

Laßt uns einander grüßen!
Laßt uns einander besuchen!
Laßt uns einander kennenlernen!

Verwerflich ist es, den eigenen Bruder als “Fremden” anzusehen.
Ihn gar als solchen zu behandeln, ist eine Schande, die wir gemeinsam abwehren und verhindern sollten.

Also, laßt uns gemeinsam aufrufen: Lade deine Nachbarn ein!



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