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Zentralrat der Muslime in Deutschland e.V.


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Freitag, 27.03.1998

Erwartungen an CIBEDO



Grußwort des ZMD-Vorsitzenden, Dr. Nadeem Elyas, anläßlich des 20-jährigen Jubiläums von CIBEDO und der Verabschiedung von Pater Hans Vöcking

Frankfurt am Main, den 27.03.1998







Meine sehr verehrten Damen und Herren,



20-jähriges Jubiläum ist ein würdiger Anlaß zum Feiern, zur Rückbesinnung und zur Auflistung neuer guter Vorsätze für die nächsten 20 Jahre.

20 Jahre CIBEDO ist vor allem ein Grund der Freude und des Stolzes - auch wenn dieses Wort in religiösen Kreisen nicht gern gehört und verwendet wird - nicht wegen der schönen runden Zahl, sondern wegen der bahnbrechenden Pionierarbeit und der Leistung, die CIBEDO 20 Jahre lang unermüdlich, fachkundig und unspektakulär vollbracht hat.

Unsere Glückwünsche verbinden wir Muslime mit dem tiefen Dank für die wertvollen hoch qualifizierten Dienste, die diese Institution seit ihrer Gründung in Sachen Islam und Muslime in Deutschland leistet.

Jede Freude im Diesseits, meine Damen und Herren, wird getrübt und ist nur von kurzer Dauer. So ist auch die Freude über dieses Jubiläum getrübt durch die Verabschiedung des von uns allen lieb gewonnenen Freundes und Dialoggefährten, Pater Hans Vöcking.

Ich möchte Ihnen hier in diesem erlauchten Kreis etwas gestehen, es geht um meine erste Begegnung mit Pater Vöcking:

Als ich vor vielen Jahren in meiner damaligen Eigenschaft als Vorstandsmitglied und Sprecher des Islamischen Zentrums Aachen zur Mitwirkung beim Islamisch-Christlichen Arbeitskreis (ICA) eingeladen und von meinen Geschwistern im IZA dazu verpflichtet wurde, tat ich dieses nur mit Unbehagen und Widerwillen.

Was habe ich als Muslim zu suchen in so einem Kreis von Katholiken, Protestanten, Orthodoxen, ... und noch dazu mit einem Pater von den Weißen Vätern?! Was haben diese für eine Ahnung über unsere Anliegen? Was sollen wir da gemeinsames erarbeiten und durchführen? Welche eigentlichen Interessen verstecken sie wohl dahinter?

Sämtliche althergebrachte Kenntnisse über die schwarzen Tage unserer gemeinsamen Geschichte, die Kreuzzüge, die Kolonialisierung der Islamischen Welt, die Missionierung muslimischer Völker und die darauffolgende Neokolonialisierung, all dies brachte ich als Qualifikation mit mir in den ICA und vor allem Skepsis und Null-Erwartung.

Heute erkenne ich mich wieder im Verhalten mancher Neueinsteiger von beiden Seiten.

Heute - zurückblickend - möchte ich keine Sitzung des ICA missen, besonders die, bei denen Pater Vöcking zugegen war.

Aus dieser Begegnung entstand eine fruchtbare konstruktive Zusammenarbeit mit Pater Vöcking in den Vorbereitungsgruppen für viele Katholiken- und Kirchentage, in vielen Seminaren und Podiumsdiskussionen und nicht zuletzt bei der ersten europäischen Islamkonferenz, die vom Islamischen Kooperationsrat in Europa im Europäischen Parlament in Straßburg veranstaltet wurde.





Verehrte Damen und Herren,



Lange zögerte ich, der Bitte nachzugehen, zum heutigen Anlaß kritische Worte zur Arbeit von CIBEDO und zum Stand der christlich-islamischen Begegnung zu sprechen. Doch schließlich ließ ich mich durch zwei Überlegungen dazu bewegen:

Wenn ich anläßlich des 50-jährigen Jubiläums der ACK kritische Worte zum Stand des christlich-islamischen Dialogs äußern mußte und durfte, so ist es hier sicherlich nicht völlig unangemessen, ähnlich vorzugehen.

Zweitens sind wir Muslime ja ein Teil der ”Christlich-Islamischen Begenung”, so können meine Worte als eine Art Selbstkritik bertrachtet werden, ja als Denkanstösse, die wir später diskutieren sollten, um unser gemeinsames Werk zu weiteren positiven Ergebnissen zu führen.

Der lange beschwerliche Weg des Dialogs muß weiter beschritten werden - von allen Seiten. Wie kann CIBEDO nun dazu beitragen?



Die direkte Begegnung zwischen den Menschen führt meistens dazu, daß viele Vorurteile abgebaut, viele Gemeinsamkeiten erkannt und Wege des Zusammenwirkens geebnet werden. Die Begegnung zwischen einigen wenigen Dialogviterannen bleibt de facto wirkungslos, wenn nicht der Dialog zum Lebensinhalt der breiten Masse wird.

Kann CIBEDO nicht doch die Grenzen ihres ”Fachklientels” überspringen und mit uns gemeinsam versuchen, aus möglichst vielen ”Laien” Mitstreiter für den Dialog zu machen? Die Dialogmaterie - so zu sagen - ”anwenderfreundlich” zu gestalten?



Die Fachkompetenz, die wir bei Priesterinnen, Priestern und Imamen für den Dialog brauchen, kann nicht allein durch allgemeines Wissen über den Islam bzw. das Christentum erreicht werden.

Kann der Informations- und Erfahrungsaustausch, für den CIBEDO genügend theoretische Grundlagen besitzt, ansatzweise einen akademischen Rahmen bekommen und Teil einer geregelten Fortbildung der Gemeindebetreuer werden?



Dialogbezogene Auswertung des dokumentierten Wissens ist mindestens genauso wichtig wie die Dokumentation selbst. Von größter praktischer Bedeutung ist jedoch die weite Verbreitung und Streuung dieser Auswertung.

Kann CIBEDO nicht durch ihre fachliche Analysen vielleicht versuchen, bei den Medien und Behörden vermehrt eine gerechte und sachliche Umgangsweise mit den Mulsimen und ihren Anliegen zu erzeugen?



Die Diskussion um die Beschäftigung von Personen in kirchlichen Einrichtungen, die nicht zur eigenen Konfession oder Religion gehören, ist voll im Gang.

Besonders bei Einrichtungen wie CIBEDO ist es ausgehend von der eigenen Zielsetzung sehr wichtig, die Mitwirkung muslimischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu ermöglichen; auch solcher, die im Dienstverhältnis mit dieser Institution stehen sollen. Mit Sicherheit gewinnt dadurch die Arbeit von CIBEDO bei den Muslimen an mehr Akzeptanz und Beachtung.

Kann CIBEDO hier eine Vorreiterrolle übernehmen und die Begegnung mit den Muslimen auch im Rahmen ihres Mitarbeiterstabs vollziehen?



Kann sich CIBEDO als Teil eines gesamten Dialogkonzepts verstehen, das die Dialogaktivitäten der Kirchen, der Islamischen Spitzenverbände und der anderen Religionsgemeinschaften koordiniert, damit endlich greifbare Ergebnisse des Dialogs sichtbar werden?





Sie merken es, meine Damen und Herren!

Die Erwartungen sind auf muslimischer Seite besonders hoch gesteckt, resultierend aus den großen Nöten der muslimischen Bevölkerung, den ständigen Benachteiligungen und der fehlenden Gleichbehandlung. Langjährige praktische Erfahrungen des Staates mit anderen Religionsgemeinschaften werden einfach ignoriert, wenn es um Erteilung derselben Rechte an die Muslime geht. Die Gesetze, die der jüdischen Gemeinde Errichtung und Unterhaltung ihrer Synagogen, uneingeschränkte Pflege ihrer kulturellen und religiösen Riten, Unterweisung ihrer Kinder, rituelles Schächten, Bestattung usw. mit Recht erlauben, finden andere Auslegung oder manchmal überhaupt keine Anwendung, wenn es um Belange der Muslime geht.

Um es mit den Worten vom Malaysischen Ministerpräsidenten Mahathir bei der Konferenz ”Europa und der Islam” in Kuala Lumpur zu sagen: ”Wenn die Europäer lernen konnten, die Juden und das Judentum zu akzeptieren, ist es für sie dann nicht möglich, den Islam und die Muslime zu tolerieren?”

Die seit jahrzehnten bestehende Koexistenz der Muslime in unserer Gesellschaft konnte bis jetzt nicht zu einer Proexistenz umgewandelt werden. Die Gleichbehandlung der Muslime gehört bis heute nicht zum Ehrenkodex einiger Beamter und Politiker. Dem Integrationsprozeß werden täglich unnötige Stolpersteine in den Weg gelegt. Manche wollen immer noch nicht begreifen, daß die Muslime unabänderlich zu dieser Gesellschaft gehören und daß 2/3 der Jungen Muslime hier geboren sind, hier aufgewachsen sind und auch hier ihr ganzes Leben verbringen werden.



Diese unsere Probleme und unsere Erwartungshaltung an CIBEDO und an den Dialog zeigen, wie bitter nötig wir überzeugte Dialogpartner brauchen, wie Pater Vöcking.

Unser Trost ist, daß er seine hiesige Stelle nicht leer oder ”halb besetzt” hinter sich lassen wird, sondern daß seine Nachfolgerin Frau Dr. Huber-Rudolf und die anderen hoch geschätzten Mitarbeiter seinen Weg fortsetzen werden, und vor allem daß er uns und dem Dialog auf europäischer Ebene erhalten bleiben wird - In scha Allah-.



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